16.1.16 / Serie B 22.Spieltag / Stadion Partenio Lombardi / 10 125 Zuschauer (800)
Das Derby dieser beiden Rivalen aus Kampanien wurde zuletzt in der Saison 2008/09 ausgetragen. Die grün weißen Tifosi waren heiß auf das Match und bereits lange vorher war klar, das die Beschaffung der begehrten Eintrittskarten nicht so einfach werden würde. Eigentlich besitzt das Stadion Partenio Lombardi eine Gesamtkapazität für 26 000 Zuschauer, allerdings sind die komplette Curva Nord, sowie die Unterränge der Gegengeraden und der Curva Sud gesperrt. Damit bleiben exakt noch 10 125 Tickets die in den Verkauf gehen.
Aufgrund der großen Nachfrage in der Region und der ohnehin großen Anhängerschaft Avellinos in ganz Italien war schnell klar, dass es am Spieltag keinen Verkauf mehr geben würde. Also schrieb ich den Verein auf italienisch an und bat um die Reservierung zweier Karten für die Haupttribüne. Obwohl es laut Vereinshomepage keinen Onlinesale gab bekam ich eine Bestätigung und nach Übersendung der Ausweiskopien waren die Karten gebucht. Die Jungs vom Heft "Der Kompass" hatten zunächst weniger Glück bei ihrer Anfrage. Erstaunlicherweise war es mir trotzdem möglich, mit einer erneuten Email in Landessprache, drei weitere Karten zu organisieren und den Fanzine-Schreibern aus der Klemme zu helfen.
Seit September 2015 akzeptiert die Gruppe Nuovo Guardia (NG 1990) die Tessera, um endlich wieder Auswärtsspiele der Salernitana besuchen zu können. (Dazu Stellungnahme der NG: LINK Comunicato). Dieser Umstand sorgte für massive Differenzen in der Curva Sud, welche bei einem Heimspiel beinahe in Kämpfen ausarteten. Die UMS (Ultra Movement Salerno) bleiben weiterhin erbitterte Gegner der Fankarte. Für den Gästeblock wurden 800 Biglietti abgesetzt.
Am Tag vor dem Spiel machte sich eine Abordnung aus Avellino auf, um ein Ultras-Salerno-Graffiti an einer Brücke mit einem Banner "Salerno Merda!" zu überhängen. Angeblich gab es daraufhin noch ein wenig Geplänkel im Vorort Mercogliano.
Soviel zur Vorgeschichte.
In Neapel musste zunächst die Anreise nach Avellino geklärt werden. Der Ort liegt etwa 50 Kilometer entfernt zwischen den Bergen. Mit dem Zug würde die Strecke inklusive Umsteigen etwa drei Stunden dauern. Mit einem stündlich fahrenden Überlandbus war jedoch fix eine günstige Alternative gefunden. Für 4 Euro brachte uns das in die Jahre gekommene Gefährt vom Busbahnhof neben der Stazione Centrale bis nach Avellino. Leider ergaben unsere Recherchen eine etwas abweichende Route, so dass wir den Bus viel zu früh an einer Zufahrtstraße verließen und die verbleibenden vier Kilometer zum Stadion laufen mussten.
Etwas abgehetzt erreichten wir das Stadion Partenio Lombardi, welches 1973 eröffnet wurde und nahmen unsere hinterlegten Karten am Ticketschalter entgegen. Freundlicherweise bekamen wir noch Zugangspässe für den VIP-Bereich ausgehändigt. Eine nette Geste des Vereins. Vor den Eingängen herrschte eine Stunde vor dem Anpfiff dichtes Gedränge, die Drehkreuze konnten aber recht zügig und ohne weitere Kontrollen passiert werden.
Dichtes Gedränge vor den Eingangstoren zur Curva Sud |
Gedenktafel für die Opfer der Heysel-Katastrophe zwischen Curva Nord und Haupttribüne. |
An den Aufgängen zur Tribüne wurden gegen eine kleine Spende grün weiße Stoffschals verteilt. Ein Capo der Curva Sud lief mit einem Megaphon herum und instruierte die Leute für das anstehende Intro. Während sich der Gästeblock unter den lautstarken Pfiffen und dem obligatorischen gestenreichen Gepöbel langsam füllte wurden vor der Hymne in der Curva Sud und den Tribünen auf Kommando die Schals gehoben und wieder gesenkt. Dieses Prozedere gab es ein paar Mal im Wechsel und gab ein beeindruckendes Bild ab. So gut wie jeder machte mit, entweder mit dem Fanschal oder den verteilten Stoffen. Im Gästeblock gab es viele kleine Zettel mit grüner Aufschrift "Beeee" (Beee ist das Mähen der Schafe, im Verständnis der Salernitana ist Avellino ein bedeutungsloses Bauernkaff) dazu ein Spruchband der NG "Auch mit Bergen, Kastanien und Pecorino könnt ihr euch nicht auf eine Stufe mit uns stellen".
In der brechend vollen Südkurve wurde zentral eine Fahne der befreundeten Beata Gioventu aus Bologna aufgehängt, bei den Gästen hingen die Fahnen von Bulldog und Seguaci aus Bari über dem Banner der Nuovo Guardia und weiter unten vorm Block ein Lappen der Brigata Fidelis (Ultras Andria). Eine größere Zahl der befreundeten Baresi waren auf dem Rückweg von ihrem Auswärtsspiel bei Spezia zur Unterstützung mit dabei.
Sobald sich die Gäste akustisch bemerkbar machten wurden die Gesänge umgehend durch Pfiffe und Schmähungen niedergemacht. Kaum eine Melodie drang mal bis zur Tribüne durch. Trotzt des insgesamt ordentlichen Lärmpegels und der nötigen Emotionalität war ich von der Heimkurve etwas enttäuscht. Hier hatte ich mir bei den Liedern mehr erwartet. Insgesamt kam zwar die ein oder andere italientypische Melodie an, aber bei der Masse hätte ich mir das anders vorgestellt. Wenn ich mir überlege, was eine Kurve wie Messina beim Derby gegen Reggina vor einem Jahr abgeliefert hat...Egal. Eine Bewertung des Zustandes der Curva Sud steht mir sicher nicht zu.
In der zweiten Spielhälfte gab es dann eine sensationelle Pyroshow zu bewundern. Im Unterrang kam eine Kettenreaktion in Gang, La Bombas detonierten auf der Laufbahn und verteilt in der ganzen Kurve ging farbige Rauch hoch. Dazu gab es ein Spruchband mit dem Text: "In eurer Stadt sind es die Künstler die für das Licht sorgen- in unserer Stadt sind die Ultras die Akteure!" Bezog sich auf das Luci d`Artista in Salerno. Ein Projekt bei welchem diverse Künstler verschiedene Lichteffekte in der Stadt einsetzen.
In der 73. Minute gelang Avellino der heftig umjubelte Siegtreffer. Auf der Gegentribüne wurden die Ordner beiseite geschoben und der Pufferblock zu den Gästen gestürmt. Außer dem üblichen Gepöbel passierte nichts weiter. Eine behelmte Polizeieinheit bezog Stellung. Ich finde es immer wieder faszinierend wie das gesamte Publikum in dieses Spektakel involviert ist. Zum Ende des Spiels saß kaum noch jemand auf den dreckigen Sitzen. Alle waren völlig euphorisiert. Einfach immer wieder schön so etwas zu beobachten.
In der brechend vollen Südkurve wurde zentral eine Fahne der befreundeten Beata Gioventu aus Bologna aufgehängt, bei den Gästen hingen die Fahnen von Bulldog und Seguaci aus Bari über dem Banner der Nuovo Guardia und weiter unten vorm Block ein Lappen der Brigata Fidelis (Ultras Andria). Eine größere Zahl der befreundeten Baresi waren auf dem Rückweg von ihrem Auswärtsspiel bei Spezia zur Unterstützung mit dabei.
Sobald sich die Gäste akustisch bemerkbar machten wurden die Gesänge umgehend durch Pfiffe und Schmähungen niedergemacht. Kaum eine Melodie drang mal bis zur Tribüne durch. Trotzt des insgesamt ordentlichen Lärmpegels und der nötigen Emotionalität war ich von der Heimkurve etwas enttäuscht. Hier hatte ich mir bei den Liedern mehr erwartet. Insgesamt kam zwar die ein oder andere italientypische Melodie an, aber bei der Masse hätte ich mir das anders vorgestellt. Wenn ich mir überlege, was eine Kurve wie Messina beim Derby gegen Reggina vor einem Jahr abgeliefert hat...Egal. Eine Bewertung des Zustandes der Curva Sud steht mir sicher nicht zu.
In der zweiten Spielhälfte gab es dann eine sensationelle Pyroshow zu bewundern. Im Unterrang kam eine Kettenreaktion in Gang, La Bombas detonierten auf der Laufbahn und verteilt in der ganzen Kurve ging farbige Rauch hoch. Dazu gab es ein Spruchband mit dem Text: "In eurer Stadt sind es die Künstler die für das Licht sorgen- in unserer Stadt sind die Ultras die Akteure!" Bezog sich auf das Luci d`Artista in Salerno. Ein Projekt bei welchem diverse Künstler verschiedene Lichteffekte in der Stadt einsetzen.
In der 73. Minute gelang Avellino der heftig umjubelte Siegtreffer. Auf der Gegentribüne wurden die Ordner beiseite geschoben und der Pufferblock zu den Gästen gestürmt. Außer dem üblichen Gepöbel passierte nichts weiter. Eine behelmte Polizeieinheit bezog Stellung. Ich finde es immer wieder faszinierend wie das gesamte Publikum in dieses Spektakel involviert ist. Zum Ende des Spiels saß kaum noch jemand auf den dreckigen Sitzen. Alle waren völlig euphorisiert. Einfach immer wieder schön so etwas zu beobachten.
Gruppenfahne der NG wurde mit den Fahnen von Bulldog und Seguaci Bari überhängt. Rechts unten eine Fahne der Brigata Fidelis Andria. |
Strömender Regen während der ersten Spielhälfte. |
Zu Gast bei Avellino Ultras aus Bologna. Rechts im Bild die Sektion Girls der Ultras Avellino. |
"Zerspalten in der Kurve und auf der Gegengerade- Die Wahrheit ist das die Ultras Salerno aussterben". |
Streit mit einem Ordner beim Hochhalten des Spruchbandes führte zum Handgemenge und einer Verkleinerung des Pufferblocks. |
Intro der Salerno Ultras zur zweiten Spielhälfte |
Beim Torjubel wurde kurz der Pufferblock gestürmt |
Netterweise durften wir für den Rückweg nach Neapel im Mietwagen der "Kompass-Crew" Platz nehmen. Der Fahrer muss italienisches Blut in den Adern gehabt haben, denn der völlig chaotische Straßenverkehr in Avellino bereitete ihm keine Probleme und so waren wir recht schnell auf der Autobahn. Die Fahrt war ein Erlebnis für sich und bestätigte sämtliche Klischee- und Horrorvorstellungen die der Deutsche vom italienischen Straßenverkehr hat.
Danke fürs Mitnehmen und viele Grüße an dieser Stelle an Alex, Kevin und Robby.
LINK zum zweiten Spiel des Tages: SSC Napoli - Sassuolo
LINK zum zweiten Spiel des Tages: SSC Napoli - Sassuolo
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