7.11.15 / Dritte Liga 16.Spieltag / Stadion an der Gellertstraße / 12 300 Zuschauer
Über 12 Jahre sind seit dem letzten Duell der beiden
sächsischen Traditionsvereine vergangen. Beide Städte, welche unterschiedlicher
nicht sein könnten, trennen lediglich knapp 40 Kilometer. Die Bergarbeiter-Stadt
Aue liegt in einer Talmulde und kommt auf grade mal 16 800 Einwohner. Ohne
ihren Fußballverein, welcher die letzten fünf Jahre in der zweiten Bundesliga
spielte, würde dieses Kaff wohl kaum jemand kennen. Chemnitz dagegen ist die drittgrößte
Stadt des Freistaats und hat historisch und kulturell einen ganz anderen
Stellenwert in der Region. Auch in der Tabelle liegen beide Kontrahenten dicht
neben einander. Der FC Erzgebirge auf Platz acht und der CFC auf Platz
neun.
Rund um das Stadion an der Gellertstraße war bereits Stunden
vor dem Anpfiff einiges los. Auf den Straßen sammelte sich ein beeindruckendes
Potential. Eine Abordnung aus Aue griff mit etwa 70 Personen am frühen
Vormittag eine bekannte Chemnitzer Kneipe in unmittelbarer Nähe zum Stadion an
und heizte so die ohnehin schon angespannte Stimmung noch zusätzlich an.
Das Stadion befindet sich immer noch in der Umbauphase. Die
Haupttribüne ist noch nicht fertiggestellt und so war die wirklich hübsche
Spielstätte mit 12300 Menschen, darunter 1600 Gäste bereits ausverkauft. Der
Gästeblock füllte sich nur langsam und blieb optisch bis auf eine große BSG
Wismut Aue Fahne vorm Stehblock blass. Dagegen konnte man auf der anderen Seite
schon Vorbereitungen einer großen Choreographie über die gesamte Breite der
Hintertortribüne erkennen. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde ein langes
Banner mit der Aufschrift „Flieg nicht so hoch mein kleiner Feind“ aufgeklappt
und die Sage von Ikarus optisch mittels Blockfahnen, Zetteln und Fähnchen
mehrteilig dargestellt. Links ging zuerst eine Blockfahne mit einem Labyrinth
hoch, aus welchem der FC Erzgebirge den Weg in die zweite Liga sucht. Im
Verlauf stieg ein Auer mit angeklebten Flügeln in den Himmel auf, verbrannte
sich an der (Chemnitzer) Sonne die Flügel und stürzte in der Hölle, welche auf
einer weiteren Blockfahne mit CFC- Spieler Anton Fink als Teufel dargestellt
war. Der Himmel wurde oben im Block flächendeckend mit blauen Zetteln und das
Meer unten mit dunkelblauen Fahnen inszeniert. Dazu lief passend das Lied
„Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund“. Idee und Umsetzung waren richtig
gut, auch wenn die tief stehende Sonne direkt hinter der Tribüne die Sicht auf
das Spektakel extrem behinderte. Überzeugender Auftakt! Im Gästeblock passierte
optisch dagegen überhaupt nichts. Die Anhänger aus dem Erzgebirge blieben vom
Gesamtniveau weit unter meinen Erwartungen (und die waren ohnehin nicht
besonders hoch). Es gab keine Schwenkfahnen, kein einheitliches Auftreten und
nur selten wurde eine akzeptable Mitmachquote erreicht. Die Liedauswahl konnte
auch nicht überzeugen, ein bis zwei Gassenhauer wurden x-fach wiederholt und so
blieb bis auf den zweimaligen Torjubel kaum etwas hängen. Das war dem Anlass
absolut unwürdig. Interessant auch das der äußere Teil der BSG- Fahne nicht
richtig hing, weil scheinbar eine Sicht aufs Spiel wichtiger war, als eine
vernünftig platzierte Zaunfahne. In Halbzeit zwei hing noch ein „Neues Logo-
Nein Danke!“ vorm Block.
Die Chemnitzer starteten nach der Choreo wirklich gut in das
Spiel. Ansprechende Lautstärke und viel Bewegung, hauptsächlich in der Mitte
der Tribüne. Das passte! Auf dem Rasen ging es zunächst ebenfalls gut los für
den CFC. Besagter Anton Fink sorgte in der 8.Minute bereits für die verdiente
Führung. Die Gästen erspielten sich aber noch im ersten Durchgang den Anschluss
und fünf Minuten vor der Pause fiel das entscheidende Tor zum 2:1.Weder Mannschaft
noch Fans erholten sich von diesem herben Rückschlag. Die Lilaweißen feierten
sich und pöbelten ordentlich Richtung Tribüne: „Wo ist eure Kneipe hin?“.
Irgendwann gegen Ende wurde es einigen sportlichen Chemnitzern zu bunt, Böller
detonierten und man versuchte eine Kontaktaufnahme von der Gegentribüne aus. Ruckzuck
wurde die große BSG- Fahne vom Zaun genommen. Ein größeres Aufeinandertreffen
blieb, nicht zuletzt wegen dem störenden Zaun und den Ordnungskräften, aus. Nach
dem Spiel hatten die Bullen noch alle Hände voll zu tun die Schachter aus der Stadt
zu bringen.
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