Donnerstag, 9. Juli 2015

Sporting Charleroi - RSC Anderlecht

Sporting Charleroi - RSC Anderlecht 0:1
3.5.15 / Playoff / Stade de Pays / 14 500 Zuschauer


Die Playoff-Runde der Belgischen Liga lockte uns mal wieder in das Land der Pommes, Waffeln und leckeren Biere. Charleroi soll ja eine besonders siffige und hässliche Stadt sein, also genau unser Ding…Um auch mal ein paar Biere trinken zu können gab es sogar eine Übernachtung.

Gegen Nachmittag erreichten wir die Stadt, welche aus mehreren Großbaustellen bestand und südlich von Brüssel liegt, bei leichtem Nieselregen. Abartig hässlich. Die ranzige Absteige am Stadtrand passte jedenfalls genau ins Bild. Das Zimmer war nachlässig geputzt, die Tür kaputt und im Treppenhaus roch es sehr muffig. An verschiedenen Ecken wurden grobe Baumängel sichtbar und der angepriesene Ausblick auf die Stadt entpuppte sich als wahre Augenweide (siehe Bild).



















Uns zog es schnell wieder vor die Tür, denn der Anpfiff des  rückte näher. Das was wir unterwegs zu sehen bekamen war schrecklich schön: Dampfende Schornsteine, irgendwelcher Industrieanlagen hinter dem Cityring, abgewrackte Häuserzeilen mit teils eingeschlagenen Fenstern, viel Multikulti, verdreckte Bürgersteige, Lungervolk und unzählige zwielichtige Kneipen. Der graue Himmel ließ die gesamte Kulisse richtig cool aussehen. In einem indischen Gemischtwarenladen gab es erst mal eine Kanne Jupiler um das Ganze auch noch geschmacklich abzurunden.
Alsbald erreichten wir am großen Gerichtsgebäude die erste Straßensperre der Polizei. Als ich ein paar Fotos von einem Wasserwerfer machte, kam gleich eine größere Gruppe uniformierter, ein paar davon in Kampfmontur auf uns zu. Wir waren umstellt. Zunächst wurde gefragt, warum wir die Polizei fotografieren würden? Dann mussten wir die Ausweise zücken und schon kamen wir in den zweifelhaften Genuss einer gründlichen Sonderbehandlung inklusive Ganzkörperkontrolle. Wie Schwerverbrecher standen wir an der Wand, während gaffende Passanten an uns vorbeizogen. Da half auch das Gerede von wegen „Just Tourists“ nichts. Mittlerweile wurden unsere Personalien gescheckt und da dämmerte mir, dass ich das Spiel vermutlich nicht mehr sehen würde. Mein ZIS-Eintrag wurde erwartungsgemäß durchgegeben und anschließend meine Geldbörse durchwühlt und sich köstlich über mein Passbild und meine zwei Kameras amüsiert. Ein Beamter in zivil sollte schließlich über das weitere Vorgehen entscheiden. Der winkte ab und wir durften gehen. Zuvor wurden wir noch gefragt, ob wir Anhänger von Preußen Münster wären (deren Ultras haben eine Freundschaft zu den Storm Ultras von Charleroi).




Etwas erstaunt gingen wir weiter und kamen noch an zahlreichen, mit Stacheldraht-Gestellen versperrten, Straßen vorbei. Vor dem Stadion war ein weiterer Wasserwerfer in Stellung gebracht. Es handelte sich also offensichtlich um ein Hochrisikospiel. Auf den kleinen Schreck gönnten wir uns erst mal noch ein großes Bier vorm Eingang und wurden noch Zeuge, wie der heimische Ultrahaufen zum Stadion marschierte. Das ganze untermalt von etlichen Böllern und ein paar halbherzigen Gesängen. Besonders groß war der Mob auch nicht. Trotzdem konnte man die Bedeutung des Spiels deutlich spüren auch das Stadion meldete ausverkauft! Für die Europameisterschaft wurde das Stade de Pays komplett umgebaut und die Tribünen um eine Etage erweitert. Mittlerweile ist die gesamte Aufstockung aber zurückgebaut worden. Trotzdem macht das Ganze einen guten Eindruck.
Der Gästeblock hinterm Tor war gut besetzt. In der Mitte positionierte sich der Ultra- Haufen hinter ein paar Fahnen und lieferte einen ordentlichen und leidenschaftlichen Support mit einer Prise Rauch zum Start und den obligatorischen Knallkörpern . Die vollbesetzte Heimtribüne gegenüber zeigte zu Beginn eine große weiße Blockfahne mit einer sehr schlichten Grafik und einem Spruchband auf ganzer Länge. Dafür gibt es weder einen Kreativpreis, noch sonst irgendwas. Meiner Meinung macht man zu so einem Spiel was vernünftiges, oder lässt es einfach bleiben. Stimmung war zu Beginn noch ganz gut, im Verlauf war über weite Strecken aber nicht mehr viel los und nur noch der Gästeblock zu hören.
Mitten unter den Gästefans hatten sich deutlich sichtbar ein paar Bullen gemischt, welche das Getue und Gemache kritisch beäugten. Nach dem nicht unverdienten Treffer für Anderlecht war der Ofen so ziemlich aus. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, was nicht zuletzt am Vollbier gelegen haben mag.
Ein bisschen mehr Aktion auf den Rängen hätte aber ruhig sein dürfen. Draußen blieb alles ruhig. Die Busse der Anhänger von Anderlecht wurden rigoros abgeriegelt. Reiterstaffeln und Wasserwerfer waren im Einsatz. Auf der Straße vorm Gästeblock waren zudem unzählige mobile Zäune und Gitter aufgebaut.




























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