24.8.15 / Allsvenskan 15 21.Spieltag / Tele2 Arena / 27 500 Zuschauer
Rund um die 2013 eingeweihte Tele2 Arena war knapp 2 Stunden
vor Spielbeginn schon ordentlich was los. Vor allem die Anhänger von
Djurgardens IF sammelten sich in den umliegenden Kneipen und bevölkerten die
Straßen. Nur vereinzelten waren die grün weißen Farben des Stadtrivalen zu
sehen.
Das alte Söderstadion von HIF, nur einen Steinwurf von der
Arena entfernt, wurde abgerissen. Seit Juli 2013 teilen sich beide Vereine die
Spielstätte im Süden der Stadt, was für zusätzliche Spannungen in den Fanlagern
sorgt. Aber auch ohne diesen Umstand sind alle drei großen Vereine der Capitale
extrem verfeindet und die Derbys arten regelmäßig in große Spektakel auf den
Rängen und gewalttätige Auseinandersetzungen auf der Straße aus.
Hammarby IF stieg 2009 in die Superettan ab und seit dieser
Saison spielt man endlich wieder erstklassig. Die Rahmenbedingungen ließen also
nichts zu wünschen übrig und die Erwartungen waren dementsprechend hoch.
Je näher der Anpfiff rückte, umso angespannter wurde die
Stimmung draußen, auch die Polizeikräfte wurden langsam nervös. Vor der
U-Bahn-Station Globen sammelte sich ein schlagkräftiger Mob in Erwartung der
Bajen-Fans. Und dann waren sie plötzlich ein gutes Stück die Straße runter zu
hören. Böller detonierten und es kam Bewegung in den Haufen. Einige versuchten
auf eine Brücke zu gelangen und wurden von der Polizei zurück gedrängt. Auf
einer Parallelstraße gab es erste Rennereien. Plötzlich tauchte ein größerer
Mob Hammarby Hools/Ultras direkt vor dem Hauptzugangsweg der Arena auf. Es
wurden Fackeln entzündet und lautstark Präsenz angemeldet. Einigen DIF-Hools
gelang es aufzuschließen und es kam vereinzelt zum Schlagabtausch, bevor die
Polizei die Lage im Griff hatte und mit Pfefferspray und Schlagstock die
Hammarby Jungs zu ihrem Eingang trieb. Hier hätte es zum ganz großen Knall
kommen können, zumal für Deutsche Verhältnisse überraschend wenig Polizei im
Einsatz war.
Zum Start in die Partie zeigte die Hammarby Seite eine große
Überziehfahne mit Acht detaillierten Konterfeis von verstorbenen Legenden aus
Verein- und Fanszene. Eingerahmt wurde das Bild durch Pappen oben und unten. Im
Oberrang wurden dazu noch die Namen der Persönlichkeiten hochgehalten.
Dazwischen zahlreiche Sterne. Unten vorm Block ein Spruchband: „Hammarby wird
Euch niemals vergessen- Ihr habt unser Herz niemals verlassen.“
Die Gegenseite der Sofialäktaren überzeugte mit einem
heftigen Chaos-Intro. Unzählige kleine und größere Fahnen, farbiger Rauch,
Bengalos, Bänder, Konfetti…das ganze Programm. Dazu ein Banner auf gesamter
Hintertorbreite mit dem Motto: „Gemeinsam stehen wir zusammen- jetzt komm und
kämpf für unser Team!“. Ein atemberaubender Anblick. Und während der Rauch
immer dichter wurde brannte es im „Gästeblock“. Die Blockfahne verschwand und
es wurden vornehmlich hellgrüne Leuchtfakeln entzündet.
Zwischen den Rängen gab es ein großes Transparent mit
Aufschrift „Hammarby Attack!", welches das gesamte Spiel über hing.
Aufgrund der perversen Rauchentwicklung schickte der Unparteiische beide Teams
zunächst wieder in die Kabine.
Mit einiger Verspätung rollte der Ball und die Stimmung auf
den Tribünen war phasenweise richtig gut, wobei ich hauptsächlich was von den
Bajen-Fans auf die Ohren bekam. Es dauerte grade mal fünf Minuten als die Gäste
den Ball im Tor unterbrachten. Es folgte ein orkanartiger Torjubel. Vor der
Pause wurde das Spiel erneut unterbrochen, weil Gegenstände auf das Spielfeld
flogen. Zwischendurch detonierten noch Böller vor dem „Gästeblock“. Die
Zuschauer regten sich aber nicht wirklich darüber auf. Alles ganz entspannt.
Auch die zahlreichen Vermummten, welche sich hinter den Toren unters Publikum
mischten, schienen niemanden zu stören.
In der Pause wurden von beiden Lagern ein paar erbeutete
Fanutensilien in Brand gesetzt.
Die Sofialäktaren eröffneten die zweite Hälfte mit einer
weiteren Pyroshow. Wahnsinn was hier insgesamt geboten wurde! Die Teams gingen
wieder in die Kabine bis sich der Rauch verzogen hatte.
In der 58.Spielminute gab es Strafstoß für die Gastgeber,
welcher vor der eigenen Kurve zum Ausgleich verwandelt wurde. Die Tribüne stand
Kopf, Bengalos wurden angerissen. Danach war die Mitmachquote bei Klatschen und
Hüpfen bei nahezu 100%. Es gab auf beiden Seiten richtig starke Supportphasen,
dabei wurde die Liedauswahl auf wenige, massenkompatible Hits beschränkt.
Dadurch entstand eine durchweg angemessene Atmosphäre, welche kaum Wünsche
offen ließ.
Die Gäste hatten aber noch mehr auf Lager. Im Sektor der
Ultra Boys und E1- Ultras brannte es mitten im Spiel abermals. Davor gab es
eine große Folie mit dem Logo einer bekannten Kartoffelchips-Marke und dazu den
etwas abgewandelten Slogan: „Once You Pop- You Can't Stop!“ Geniale Idee und
perfekte Umsetzung. Bis zum Abpfiff „poppte“ es immer wieder. Dazu fiel noch
der Führungstreffer und die Grün weißen Anhänger rasteten aus. Einige sprangen
über die Bande und feierten im Innenraum. Eine Kurve in ausgelassener Ekstase.
Ein wirklich schöner Anblick.
Etwa eine Viertelstunde vor Schluss gelang DIF noch der
Ausgleich, so dass dieses Derby leider ohne Sieger endete.
Ein unfassbares Spektakel, welches durch zahlreiche
Unterbrechungen etwa eine Stunde später als geplant abgepfiffen wurde. Durch
den fehlenden Sieger gab es keine großen Aktionen mehr und die Menschenmassen
hatten es eilig zu ihren Bussen und Bahnen zu gelangen.
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