28.3.15 / Lega Pro Girone C 32.Spieltag / Arturo Valerio / 1 100 Zuschauer
Bis Foggia fuhr noch der moderne- und sehr komfortable
Schnellzug Freccia Bianca und bewältigte die etwa 130 Kilometer Strecke von
Bari über Barletta in nur einer Stunde. Ab dem Bahnhof Foggia ging dem
potentiellen Eisenbahnfreak dann aber das Herz auf: Auf einem Nebengleis
startete ein alter Dieselzug bestehend aus zwei Personenwagen mit Triebkopf
mühselig die Weiterfahrt. Während die Sonne durch die verschmierten Fenster
schien zogen die Abgase durch den Innenraum und machten die Reise zu einer
kleinen Belastungsprobe. Die leicht hügeligen Landschaften die vorbeizogen,
boten nur wenig optische Highlights. Auf dem Weg nach Potenza gibt es neben
Melfi eigentliche keine größeren Ortschaften. Die zumeist eingleisige Strecke
kommt ohne Strom aus und wird von nur wenigen Zügen befahren. Busse verkehren
deutlich häufiger und benötigen dieselbe Zeit. Wir waren dagegen froh auf der
Schiene unterwegs zu sein. Zwischendurch mussten wir zweimal in einer Haltebucht
warten, bis ein Güterzug vorbei war. Die Fenster ließen sich nicht öffnen und
der Abgasgestank wurde bei steigender Temperatur immer intensiver. Das ist mal
reisen! Die 55 Kilometer wurden in etwas über einer Stunde geschafft.
Melfi ist ein kleines
Kaff mit rund 17 500 Einwohnern und gehört zur Provinz Potenza in der Region
Basilikata. Die Stadt thront auf einer kleinen Anhöhe neben einem schmucken
Castello. Vom Bahnhof erreicht man nach kurzem Aufstieg das Stadion Arturo
Valerio. Dort standen wir gut 1,5 Stunden vor Spielbeginn vor verschlossenen
Toren. Einen Ticketverkauf gab es natürlich nicht. Biglietti gibt es irgendwo
im Ort in einem Kiosk zu kaufen. Das verstehe wer will…Die Ordner hatten aber
ein Einsehen mit uns und irgendwann kam ein Vereinsoffizieller und händigte uns
ohne großes Ausweisprozedere zwei Tickets für die Tribüne für je 15 Euro aus.
Er und die herumstehenden Ordner zeigten sich sehr überrascht, dass zwei
Ausländer Fußball in Melfi gucken wollten.
Das Spiel an sich wurde auf einem wirklich schlechten Rasen
auf noch schlechterem Niveau ausgetragen. Aber drei Tore gab es trotzdem für
die etwas engagiertere Heimelf, welche ordentlich gefeiert wurden, sowohl in
der Curva Sud, als auch auf der Tribüne. Der Stimmung im Gästeblock tat der
Spielverlauf allerdings überhaupt keinen Abbruch. Barletta sang durchgehend
laut und frenetisch. Auf den Rängen konnten die Gäste sich so jedenfalls
durchsetzen.
Das Stadion besteht aus nur einer überdachten Tribüne mit
Sitzschalen und einer Kurve unterteilt in Heim- und Gästeblock. Die anderen
beiden Spielfeldseiten sind nicht bebaut. Auf der einen Seite hat man einen
Ausblick über die Häuser der Stadt und auf der anderen auf einen kleinen Berg.
Alles sehr idyllisch. Als die Kurve eine halbe Stunde vor Spielbeginn immer
noch verwaist war wurden wir langsam misstrauisch. Sollte hier heute aus
irgendwelchen Gründen boykottiert werden? Von unserem Besuch in Salerno 2013
wussten wir, dass der AS Melfi über eine kleine, aber feine Ultraszene verfügt.
Immerhin füllte sich der Gästeblock langsam aber stetig. Wenige Minuten vor
Anpfiff wurde die Heimkurve von gut 200 Personen bevölkert, welche sich auch
recht schnell daran machten hinter der langen „Brigata Normanna“- Zaunfahne
zusammen zu rücken. Für die Optik kamen verschiedene Fahnen durchgehend zum
Einsatz. Alles nett anzuschauen. Das Spiel lief seit etwa einer Viertelstunde,
als auch die Ultras aus Barletta komplett Position bezogen hatten und nach
einigen gestenreichen Pöbeleien und Provokationen am Trennzaun mit einem recht
geschlossenen und lautstarken Support begannen. Die etwa 300 Gäste zeigten eine
ausdauernde Gesangsleistung boten dafür aber bis auf eine Prise Rauch und eine
Schalparade nur sehr wenig fürs Auge. Aber insgesamt kann man mit dem Gebotenen
in diesem exklusiven und einzigartigen Stadion wohl mehr als zufrieden sein.
Auch die Anzahl an Tifosi aus dem 100 Kilometern entfernt an der Adriaküste
gelegenen Barletta ist für italienische Verhältnisse top.
Mit Verschwinden des Tageslichts und zunehmenden Wind wurde
es unangenehm kalt und wir stiefelten zurück zum Bahnhof. Gegenüber konnte in
einem Imbiss noch das wahrscheinlich weltbeste Panino mit Schinken verzehrt
werden. Mit dem letzten Zug verließen wir um 19:30 Uhr Melfi.
Beim Zwischenstopp in Foggia ging es noch auf ein Peroni ins
Cafe. Neben uns nervte ein älterer, offensichtlich stark angetrunkener Herr die
beiden Barrister. Er ließ sich mehrere Sorten Grappa zeigen, entschied sich
schließlich für einen und ließ sich das edle Gesöff in sein Bierglas schütten.
Die weitere Rückfahrt ging dann völlig unspektakulär im
topmodernen Schnellzug über die Bühne. In Bari kehrten wir noch in einem von
Studenten hoch frequentierten griechischen Imbiss ein und verzogen uns alsbald
mit einem Schlummertrunk in unsere Absteige.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen