Samstag, 16. August 2014

AIK Solna - Djurgardens IF

AIK Solna - Djurgardens IF 1:1
13.8.14 / Allsvenskan 19.Spieltag / Friends Arena / 28 240 Zuschauer


Derby in Stockholm
Stockholm ist nicht nur die Hauptstadt Schwedens, sondern kann auch gut und gerne als die Fußballhauptstadt Skandinaviens bezeichnet werden. Beheimatet sind hier die drei großen Vereine Hammarby IF, Djurgardens IF und AIK Solna. Alle drei verbindet eine ausgeprägte Rivalität, eine lange traditionsreiche Geschichte und große, fanatische Anhängerschaften. AIK und Djurgarden sind die beiden erfolgreicheren Clubs, wobei AIK auch über die meisten Mitglieder und die größten Fan- und Ultragruppen verfügt. Hammarby spielt seit 2009 in der zweiten Liga ist aber aus Fansicht nicht weniger interessant.
Nun stand an einem Mittwochabend das Derby AIK Solna gegen Djurgardens IF an. Die Gastgeber kämpfen derzeit noch um den Meistertitel. Knapp 30 000 Zuschauer wollten dieses spannende Match in der modernen Friends Arena im Norden von Stockholm im Stadtteil Solna sehen. Die aktiven Szenen erreichten in  beeindruckender Mobstärke, größtenteils mit Vorortzügen aber auch mit Bussen den Bahnhof Solna. Die wenigen Polizeikräfte wirkten dabei äußerst angespannt und etwas überfordert. Eine richtige Fantrennung war nicht gegeben. Bis auf kleinere Scharmützel und einige Böllerdetonationen blieb es aber vor dem Spiel ruhig.
Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff zeigte sich die Heimseite mit den Gruppen Ultras Nord, Sol Invictus und Black Army (größter Fan- und Supportersclub) auf der prächtig geschmückten Nordtribüne in Bestform. Laute Gesänge und erste Fackeln sorgten für ein gewisses Kribbeln im Bauch und steigerten die Vorfreude.
Auf der anderen Seite kamen die Gästefans unter der Führung des Ultra Chaos Stockholm und des großen Fanclubs Järnkaminera erst recht spät in den Block. Einige verteilten sich vermummt mit schwarzen Sturmhauben an den äußeren Tribünenrändern. Etwa zeitgleich provozierte eine Gruppe Hooligans von AIK auf der benachbarten Tribüne. Die Gegenseite im Gästeblock ließ sich nicht lange bitten. Ein Teil des Trennzaunes wurde nieder gerissen. Der Präsident von AIK stürmte die Tribüne und versuchte mit vollem Körpereinsatz die Hooligans seines Vereines zurück zu halten. Die Tumulte setzten sich jedoch fort, als vom Gästeblock eine Rauchdose geflogen kam. Nun wurden neben anderen Wurfgeschossen schließlich auch ein paar Sitzschalen geschleudert. Zu einem direkten Schlagabtausch kam es aufgrund der räumlichen Trennung jedoch nicht.
Zum Intro gab es auf beiden Seiten Choreographien. Die Nordtribüne wurde im Unterrang in ein Schwarzgelbes Fahnenmeer verwandelt, oben rundeten Bänder und Pappen ein absolut gelungenes Gesamtbild ab. Dazu prangte oben der Spruch „Nord Tribüne“ und unten vorm Block „Für ewig treu“. Anschließend gab es eine Menge an Fackeln, Blinkern und schwarzem und gelbem Rauch. Unfassbar was hier alles hochgejagt wurde.
Bei den Gästen gab es ein Pappenmuster in Vereinsfarben und eine Blockfahne in der Mitte. Spruchbanner vorm Block mit der Aufschrift „Stärke in unseren Farben“ und durchgehend am Oberrang „Djurgarden Stockholm“, dienten als Rahmen. Rechts und links davon wurde nun ordentlich gezündet. Rauch in den Farben blau und gelb sowie rot leuchtende Fackeln.
Die Rauchentwicklung auf beiden Seiten war nun so heftig, dass man kaum noch zehn Meter weit sehen konnte. Ordner liefen hektisch mit Atemschutzmasken herum und der Schiedsrichter schickte die Mannschaften zunächst wieder in die Kabine.
Mit etwa 20 Minütiger Verspätung wurde das Spiel angepfiffen. Die Nordtribüne hatte nun ganz starke Momente. In beachtlicher Lautstärke wurde ein melodisches Lied mit Wechselgesang zum Besten gegeben. Dabei drehte fast das ganze Stadion ab. Immer wieder wurden dazu Fackeln angerissen. Eine dermaßen intensive erste Viertelstunde, wie ich sie schon lange in keinem Stadion mehr erlebt habe. Einfach überwältigend. Dazu gab es das gesamte Spiel über geschlossenen Support mit hoher Beteiligung und permanenten Einsatz von Fahnen und Pyrotechnik.
Aber auch die gut 7000 Gäste hatten einiges zu bieten, vor allem in der zweiten Halbzeit. Diese wurde durch eine ganz besondere Pyroshow eingeläutet. Mittels zahlreicher Bengalos wurde ein brennendes D I F auf die Tribüne gezaubert. Bei der ganzen Fackelei gab es übrigens kein Pfeiffkonzert. Die normalen Zuschauer feierten diesen Exzess regelrecht ab. Um mich herum waren alle voll bei der Sache, stimmten in die Gesänge mit ein, standen immer wieder auf, lagen sich beim orkanartigen Torjubel zur Führung von AIK in den Armen und beschimpften voller Inbrunst den Gegner. Einen denkwürdigen Moment gab es in der 27. Spielminute als das gesamte Stadion aufstand und lautstrak dem 2013 verstorbenen Kapitän und Keeper von AIK gedachte (trug die Rückennummer 27). Es gab extrem laute Wechselgesänge auf den Namen IVAN TURINA. Da musste man einfach eine Gänsehaut bekommen. Für die Fanszene gilt Ivan Turina als absolute Identifikationsfigur. Es gab gleich mehrere Zaunfahnen mit seinem Namen und Konterfei auf der Nordtribüne.
Knapp sechs Minuten nach der Führung der Gastgeber, die Heimkurve stand noch lichterloh in Flammen, fiel der Ausgleich durch ein Eigentor. Nun drehte die Gästetribüne vollkommen durch. Im Schein weiterer Fackeln wurde eine nahezu 100%ige Mitmachquote bei brachialen Gesängen und Klatscheinlagen erreicht. Richtig pervers, wie hier die restliche Spielzeit supportert wurde. Kurz vor dem Abpfiff stürzte einer der DIF- Vorsänger ein paar Meter vom Podest, riss noch zwei Leute mit und landete hinterm Tor im Innenraum. Schließlich wurde er vom Rettungsdienst abtransportiert. Das Spiel geriet bei dem Spektakel auf den Rängen zur Nebensache und endete ohne Sieger.
Das Derby in Stockholm konnte vollends überzeugen. Lautstärke, Choreos, Hass und den heftigsten Pyroekzess den ich je gesehen habe machen dieses Spiel zu einem der wohl spannendsten und lohnenswertesten Derbys in ganz Europa.



Ultraszene von AIK am Bahnhof Solna










Bereits eine halbe Stunde vor dem Anpfiff sorgen die aktiven Gruppen für Derbyfeeling

In den ersten Reihen haben sich zahlreiche Supporter vermummt.


Auch im Gästeblock viele vermummte Ultras


Kurz vor dem Anpfiff provozieren einige Hools von AIK im Nebenblock zu den Gästen.

Die lassen sich nicht lange bitten und reißen einen Trennzaun nieder. Bierbecher und Sitzschalen, sowie eine Rauchdose fliegen.



Der Präsident von AIK stürmt auf die Tribüne und versucht aktiv die Hooligans seines Vereins zur Ruhe zu bringen.
Aufgrund der räumlichen Distanz kommt es im Stadion zu keinem Schlagabtausch. 

Beeindruckende Choreographie


Auch die Djurgardens Supporter zeigen eine großangelegte Choreo.



















Vermummte Ultras im Gästeblock formieren sich in den Buchstaben DIF

Die Buchstaben DIF mittels Bengalos dargestellt als Intro zur zweiten Halbzeit










Gegen Ende der zweiten Hälfte stürzt einer der Vorsänger in den Innenraum und reißt zwei weitere Ultras mit sich. Der Vorsänger wird minutenlang behandelt und schließlich ins Krankenhaus transportiert. 

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